Theorie und Wirklichkeit bei Zurich Insurance Group
Actares, Aktionärinnen und Aktionäre für eine Wirtschaft mit Verantwortung, verlangt an der Generalversammlung vom 30. März 2016 von Zurich Insurance Group, dass ihre ehrgeizige Selbstverpflichtung zur Corporate Responsibility wirklich und nachprüfbar umgesetzt wird. Insbesondere bei der Bekämpfung des Klimawandels und im Umgang mit dem Personal gibt es starke Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Umsetzung.
Zurich Insurance Group kennt die Risiken des Klimawandels. Bei der Strategie zu dessen Bekämpfung fehlen aber verbindliche Zielvorgaben. Zwar wurden deutliche Fortschritte erzielt, z.B. in der Bewertung durch das Carbon Disclosure Project oder mit den Investitionen in „green bonds“. Die Zurich ist aber noch weit davon entfernt, einen massgeblichen Beitrag zum international anerkannten 2-Grad-Ziel zu leisten.
Die einfachste Massnahme, nämlich der geplante Ausstieg aus Investments in nicht erneuerbare Energien (beginnend mit der Kohle), ist schlicht kein Thema. Viele grosse Investoren, auch andere Versicherungen, haben mit dem Ausstieg schon begonnen. Diese Passivität steht in eklatantem Widerspruch zur Unterzeichnung des „Paris Pledge for Action“, wo sich die Zurich verpflichtet, sofort mit konkreten Schritten zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens beizutragen.
Nach der wiederholten Ankündigung von Entlassungen in grossem Ausmass herrscht beim Personal der Zurich enorme Verunsicherung. Für Fehlentscheidungen des Managements müssen nun die Angestellten büssen. Die Stimmung ist schlecht. Dies zeigt sich auch an der ausserordentlich hohen Fluktuationsrate von fast 13%, die seit letztem Jahr noch gestiegen ist. Laut verlässlichen Informationen werden auch ältere Leute entlassen, die schon seit Jahrzehnten bei der Zurich sind, ebenso Alleinerziehende. Wie die Altersstruktur der betroffenen Personen aussieht und welche Funktionsstufen betroffen sind, kommuniziert die Zurich jedoch nicht.
Das aktuelle Verhalten der Zurich passt nicht zur Forderung nach hoch engagiertem Personal sowie einer ehrlichen und offenen Personalkultur wie sie im Dokument „our people“ postuliert wird.
Zurich deklariert, dass “Corporate Responability” (CR) in ihre Strategie integriert ist. Zum Beispiel bei den Investments würden neu überall ESG-Kriterien (environment, social, governance) angewendet. Zurich erwarte von externen Vermögensverwaltern, dass sie die Stimmrechte der Aktien ausüben. Nachprüfbar ist das nicht: Angaben zu Zielen, zur Art der Durchführung, Zahlenreihen oder andere Fakten fehlen fast vollständig.
Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Umsetzung der CR-Ziele ergeben sich auch aus folgenden Feststellungen: Auf die Frage von Actares, ob und wie die Erfüllung dieser Ziele sich auf die variablen Vergütungen der Geschäftsleitung auswirkt, gab es nur eine sehr allgemeine Antwort. Zudem gibt es keine CR-Berichterstattung, die den Namen verdient. Im Geschäftsbericht findet man verstreut nur wenige nachprüfbare Fakten. Der Bericht zu den “Corporate responsibility highlights 2015” erscheint separat und ist nicht Teil des Geschäftsberichtes. Auch dieser enthält nur wenige harte Fakten. Die Berichterstattung erfolgt nicht nach den Regeln der Global Reporting Initiative, die bei der Mehrheit der SMI-Firmen die Regel ist. Actares verlangt eine vollständige und nachprüfbare Berichterstattung auch im CR-Bereich.
–> Actares-Votum.